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Matina Spaett

Arbeiten von 1994/1995

Matina Spaett hat sich den kommerziellen Gepflogenheiten der Gold- und Silberschmiedekunst nie gebeugt. Sie ist ihrem freien künstlerischen Instinkt gefolgt und hat die Kunst der Gravur bewahrt, indem sie als Zeichnerin ihre eigenen, eigenwilligen Konzepte umgesetzt hat. Dabei schändete sie das Metall und zertrümmerte die schöne Rundung. Durch Comics und Graffitis, durch archaische Maserungen hat sie der Glätte und Vergänglichkeit des heutigen Gold- und Modschmucks eine Wunde geschlagen.

Unter Hammer, Meißel und Stichel hat sie dem teuren Wohlstandsmetall Bedeutsamkeit zurückgegeben und es zum Vademecum eines intensiveren Lebens gekürt. Mittlerweile ist ihr Konzept aufgegangen – auch bei ihren Kult-Kunden: In Matina Spaett schätzen sie eine Künstlerin, die um die Poesie der Prägung, um die Symbolik alter und neuer Zeichen weiß. Schmuck, das ist für sie nicht hübsche Zutat, sondern literarische Botschaft eines Universums, zusammengesetzt aus den Schriften aus aller Welt. Ihr Schmuck liefert dem Träger ein individuelles Amulett voller Widerhaken, mit Spiegelziffern aus allen Himmelsrichtungen, die die unverwechselbare Herkunft verkünden und die von allen ersehnte Stärke, das Glück aushalten und das Unheil abwenden zu können.

Für Matina Spaetts heutige Sprachenvielfalt in ihren Broschen, Anhängern, Münzen, Siegelringen und Ketten spricht die Polymorphie der Kreuze: Keltische Anker, alchimistische Erzengel, Lilien- und Kleeformen, christliche und aztekische Muster paaren sich in immer neuen selbsterfundenen Formen, einem immer breiteren Sortiment vegetabilischer Züchtungen, die mittlerweile das Ausmaß einer umfangreichen botanischen Sammlung in den Skizzenbüchern angenommen hat.

Nach den früheren bekenntnishaften Ausbrüchen in Silber folgen nun filigranere und farbigere Arbeiten, gegebenenfalls mit Gold und mit Edelsteinen bestückt. Auch diesen Kunststücken verleiht Matina Spaett mit zitternder Nadel die Prägung, um unseren Wünschen ein unverwechselbares Profil im Garten ihrer metallischen Gewächse zu geben.

Wie Tatoos kommen die Zeichen und Inschriften auf dem Metall-Body daher: „Final unbend from woe. Drop in universe.“ - „Endlich erlöst vom Schmerz. Eingetaucht ins Universum.“ Leben, Liebe, Wahnsinn und Tod vermählen sich zu zärtlichen Stellungnahmen auf den Dingen, die wir schätzen und durch die wir uns selbst in unseren Stärken und Schwächen einzuschätzen versuchen.

Peter V. Brinkemper





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13.07.07 Impressum